„Wir gehen nach Bremen! Wir gehen nach Bremen! Da ist das Leben gratis, alles ist umsonst. Keiner fragt, warum du da bist oder woher du kommst.“ Der Esel steht auf der Bühne der Bremer Stadthalle und heizt den Saal mit einem schmissigen Solo ein. Es wird mitgeklatscht und mitgesungen, der Sänger erobert sein Publikum im Nu. Das Publikum sind unter anderem wir, die fünften Klassen des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums und ihre Lehrkräfte.
Doch der Ruf des alten Müllers weckt nicht nur den Esel aus seinem Traum von der Musikerkarriere in Bremen. Auch wir kehrten von diesem Moment an wieder zurück in die altehrwürdigen Reihen des Coburger Landestheaters und mussten mitverfolgen, wie der arme, rückenkranke Esel von seinem Müller mit drei schweren Getreidesäcken beladen wird. Als dieser die Last nicht schafft und von seinem Müller auf der Bühne geschlachtet werden soll, beschließt er zu fliehen, ganz wie wir es aus dem Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ nach den Gebrüdern Grimm kennen. Auf seiner Flucht begegnet er dem schwerhörigen Hund, der fast blinden Katze und dem Hahn, der in einer Suppe enden soll. Das dem Tode geweihte Quartett findet dabei in der Theaterversion des Märchens nicht nur freundschaftlich, sondern auch musikalisch zusammen.
Denn das Stück, das eigens für das Coburger Landestheater geschrieben wurde, setzte immer wieder schwungvolle Singspielelemente ein, bei denen die Tiere durch Gesangseinlagen und Gitarren-, Schlagwerk- sowie Mundpiano-Begleitung zu richtigen Musikern wurden. Aber nicht nur diese musikalische Seite der Figuren begeisterte das Publikum, auch die originellen Kostümideen, die aus den Schauspielern Tiere machten, beeindruckten die Zuschauer. Der Esel stolzierte auf einer Stelzen-Krückenkonstruktion auf und ab und der Hahn fuhr auf einem von seinem runden Bauch verdeckten Rollstuhl rasant über die Bühne, was immer wieder zu komischen Slapstick-Einlagen führte. Mit so vielen Talenten ausgestattet war es kein Wunder, dass die vier Tiere die ehrlicherweise recht ängstlichen und harmlosen Räuber aus deren Haus verscheuchten und gemeinsam im Wald eine neue friedliche Heimat finden konnten. Hier gaben sie den Waldtieren ein mitreißendes Abschlusskonzert, welches uns, das Publikum, beschwingt in die Weihnachtsferien entließ.
Text von Susanne Posekardt; selbst gemalte Impressionen von den Bühnenbildern von Charlotte Klug, Adriana Gray, Mia Staube, Leon Kaubisch, Paula Lang (alle 5c)