Im turbulenten Jahr 2020/2021 haben sich die Teilnehmer*innen des Latein-Pluskurses „Lyrikwerkstatt“ (Franca Bittruf, Mia Aline Hanft, Lia Meindlschmidt, Sophie Raab, Anna Rapprich, Benjamin Sieber und Johanna Zipfel) für den Bundeswettbewerb Fremdsprachen ein Theaterstück zu aktuellen Themen ausgedacht. Dabei ließen sie sich von den römischen Dichtern Phaedrus und Martial inspirieren. So entstand die Idee, im Rahmen einer lateinischen Fabel Epigramme im Stile Martials zu präsentieren, wobei jedes Fabeltier wie bei Phaedrus bestimmte menschliche Eigenschaften verkörpert. Die verschiedenen Tiere treten in einem Dichterwettstreit gegeneinander an, der von einer Jury bewertet werden soll, die aus eben jenen Dichtern besteht. Das bleibt nicht ohne Folgen: Aufgrund egoistischer Einzelinteressen läuft die Diskussion völlig aus dem Ruder …
Bei der Suche nach geeigneten Themen für ihre Spottgedichte ließen sich die Schüler*innen von der Frage leiten, welche Laster unserer Gesellschaft sie ähnlich wie Martial seinerzeit auf die Schippe nehmen könnten. Dabei kristallisierten sich folgende Aspekte heraus:
Selbstzweifel, der völlig überzogene Markenwahn hinsichtlich teurer Klamotten oder Handys, Vorurteile und Geschlechterrollen, unangebrachtes Verhalten bestimmter Teile der Bevölkerung in der Coronapandemie am Beispiel Hamsterkäufe, Bahn fahren in Deutschland und das stark kritisierte neue Mobilitätskonzept des Landkreises Kronach, vom Menschen verursachte Umweltprobleme sowie die aktuelle Lage in Amerika mit Trump, seiner Corona-Politik und der „Black lives matter“-Bewegung.
Ihre kritischen Gedanken äußern die Fabeltiere, in deren Haut die Hobby-Dichter schlüpfen, in elegischen Distichen, deren Abfassen auf Deutsch und noch mehr auf Latein sich als wirklich schwierig erwies.
Gänzlich unmöglich war freilich wegen des Lockdowns eine reguläre Aufnahme des Theaterstücks in unserer Studiobühne. Doch Minerva, die Göttin der Weisheit und der Handwerkskünste, half als dea ex machina, den Wettbewerbsbeitrag mit moderner Technik vor dem scheinbar übermächtigen Coronavirus zu retten.
In der Tat überschattete die Pandemie die Arbeit des jahrgangsstufenübergreifenden Pluskursteams. So waren nur zu Beginn des Schuljahres drei Präsenz-Blocksitzungen in der Schule möglich. Ab Dezember konnten wir nur noch per Videokonferenz kommunizieren und die Schüler mussten ihre Gedichte zu Hause allein mit dem Smartphone aufnehmen. Das Jurygespräch, an dem sechs Sprecher*innen beteiligt sind, hat die Gruppe kurzerhand in einen Hörspielteil mit illustrierender Power Point Präsentation umgewandelt, für den in der Videokonferenz jeder Sprecher seine eigene Tonspur aufzunehmen hatte. Was auch viel zusätzliche Arbeit für Luca Drechsel von der Film-AG bedeutete, der sämtliche Videoaufnahmen und Tonspuren fachmännisch zusammengebastelt hat, wofür das Team ihm sehr dankbar ist.
Es ehrt die Teilnehmer*innen, dass sie ihren Wettbewerbsbeitrag trotz der offiziellen Einstellung aller Wahlfachangebote und trotz aller Widrigkeiten unbedingt fertigstellen wollten! Liebe Pluskursler, ihr habt eindrucksvoll bewiesen, dass bei entsprechender Motivation durchaus auch im Distanzunterricht erfreuliche Ergebnisse erzielt werden können.
Susanne Reber
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Das Video: