Nach einer kurzen Team-Building-Runde zur Stärkung der Klassengemeinschaft und einer Feedbackrunde setzten sich die Schüler der Klasse 10a mit den Themen Rassismus und Diskriminierung auseinander. Anhand eines Arbeitsblattes wurden die Jugendlichen für dieses Thema sensibilisiert. Themen wie Antisemitismus, Homo-bzw. Transphobie und Ausgrenzung Behinderter wurden neben Rassismus angesprochen. Vielen Jugendlichen war nicht bewusst, dass auch einige ihrer Mitschüler bereits mit Anfeindungen und Hass konfrontiert wurden.
Anschießend konnte die Klasse 10a einem Vortrag zur aktuellen Ausstellung „Frauen auf der Flucht“, in der Synagoge Kronach beiwohnen, die zu diesem Zeitpunkt in der Synagoge stattfand.
Die Ausstellung ist eindrucksvoll und gleichzeitig schockierend und dokumentiert die Flucht von Frauen aus deren Heimat und ihre Ankunft bzw. die Migration in Deutschland anhand vieler Fotos. Grausamkeit, Gewalt, Angst und Diskriminierung werden dem Betrachter mit Hilfe vieler Bilder bewusstgemacht und durch ergänzende Vorträge und Lesungen untermauert. Im Rahmen dieser Ausstellung wurde den Schülern aufgezeigt, wie beängstigend und emotional die Flucht aus der Heimat und die Integration in einem fremden Land eigentlich ist. Exklusiv für die Klasse 10a erzählte ein ehemaliger Flüchtling, Haben Kidane aus Eritrea, über seine eigene Flucht und seine Eindrücke aus dieser Zeit. Mehrere tausend Euro habe er an Schlepper zahlen müssen, um der radikalen Diktatur in seiner Heimat zu entkommen. Mehrmals in seinem Vortrag betonte der junge Mann, diese ganze Tortur nur auf sich genommen zu haben, um eine Zukunft und die Chance auf Besserung seiner Lebensumstände anderswo zu finden. Zu Beginn seiner Flucht war ihm noch nicht klar, wo er später leben wolle und könne, erzählte der Mann. Deutschland sei eigentlich seine zweite Wahl gewesen. Eigentlich hätte er sich gewünscht, nach Großbritannien zu kommen, um sich dort eine neue Existenz mit Arbeit und festem Wohnsitz aufzubauen. Dennoch erhielt er in Deutschland Zuspruch und Unterstützung durch die Flüchtlingshilfe, wofür er sehr dankbar ist. Allerdings betrachten manche Mitmenschen den jungen Mann trotz seiner großartigen Integration in Deutschland und seinen hervorragenden Deutschkenntnissen immer noch als Fremden und Nichtdazugehörigen, was ihn sichtlich zu schaffen macht. Er erzählte, dass er sich noch gut daran erinnern könne, von einer Frau im Supermarkt angepöbelt worden zu sein, weil er ihren Einkauf durch eine Abtrennung von seinen Waren deutlicher abteilen wollte. Auch heute stoße der junge Mann, trotz seiner dramatischen und schockierenden Lebensgeschichte immer noch auf Ablehnung und Diskriminierung. Berührt von dem Schicksal des jungen Mannes, das geprägt von politischer Verfolgung, Armut und Ausgrenzung ist, fehlten den Schülern zum Ende seiner Geschichte die Worte.
Nachdem die Schüler wieder in ihrem Klassenverbund waren, bekam jeder von ihnen die Aufgabe einen positiven und ernst gemeinten Satz für jeden seiner Mitschüler zu formulieren. Diese Sätze wurden auf einem Blatt Papier notiert. Durch eine Art „Warme Dusche“ erhielten die Jugendlichen somit enorm Zuspruch von ihren Mitschülern und freuten sich sichtlich über die anonymen, wohltuenden Aussagen ihrer Klassenkameraden.
Bei der abschließenden Meinungssammlung äußerte sich eine Schülerin zum Besinnungstag, indem sie meinte, dass dieser Tag viel zur Klassengemeinschaft beitrug und seinen Zweck voll erfüllt habe. Vor allem das Ansprechen von Themen und Probleme, die im regulären Unterricht nur kaum zur Sprache kämen, war ein besonders gelungener Punkt der Veranstaltung. Zudem lernte man Mitschüler durch Spiele und Gruppenarbeiten noch besser kennen, da sich jedes Teammitglied miteingebracht und motiviert hätte. Auch eine weitere Stimme aus der Klasse 10a erklärte, den Besinnungstag für eine gute Abwechslung zum normalen Schulleben und eine tolle Idee zu halten. Bei den unterschiedlichen Diskussionen und Gesprächen in der Klasse habe man auch neue, sehr spannende, aber auch traurige Dinge dazugelernt. Im Allgemeinen brachte dieser Tag, ihrer Meinung nach, viel Spaß und auch Kontakte zu Schülern, mit denen man normalerweise nicht so viel zu tun habe. Ein anderer Schüler berichtet, den Besinnungstag ganz „ok“ gefunden und auch als Spaß erlebt zu haben. Allerdings erschlossen sich für ihn die Absichten der Teambuilding-Maßnahmen und Stimmungsbarometerangaben eher weniger, weshalb diese Punkte ihn nicht begeistert haben. Dennoch sagte er, diese Auszeit von der Schule genossen zu haben. Zusammenfassend für die Klasse 10a kann man festhalten, dass der Besinnungstag für fast alle Teilnehmer*innen eine sehr positive Erfahrung war. Was kann ein gutes Team bewirken und wie viel Möglichkeiten werden durch eine tolerante und soziale Gesellschaft erst möglich. Bei diesem wichtigen und mehrheitlich positiven Resümee treten die ein oder anderen Kritikpunkte eigentlich in den Hintergrund.
Auch die Klasse 10b setzte sich mit einem immer noch aktuellen und weitverbreiteten Problem unserer Gesellschaft auseinander, nämlich der Alkoholsucht. Anhand der selbst erarbeiteten Fragen führten die Schüler mit zwei „trockenen“ Alkoholikern ein sehr intensives und berührendes Gespräch. Das Leben der beiden Betroffenen war anstrengend, kräftezehrend und zugleich von Einsamkeit geprägt. Die Referenten stammten beide aus einem Umfeld, in dem häufig und viel getrunken wurde. Einer erzählte, dass der Alkohol zum Vergessen schlechter Erinnerungen oder Ereignisse genutzt worden sei und irgendwann die Überhand gewonnen hätte. Für ihn habe der Tod eines Kollegen aus seinem „Freundeskreis“ den Wandel herbeigeführt. Erst dieses tragische Ereignis habe ihm gezeigt, was exzessiver Alkoholkonsum anrichte. Mit dieser Entscheidung habe er dann einen harten Entzug gestartet und auch gemeistert. Für den zweiten Referenten sei eine verhängnisvolle Anhörung bei der Polizei ein wichtiger Punkt für sein Umdenken gewesen. Er hätte wegen eines Autounfalles aussagen müssen und sollte deshalb mit zur Polizeiwache, erzählte der Mann. Zu diesem Zeitpunkt wäre ihm, wie er mehrmals betonte, nicht klar gewesen, dass er fast 5 Promille intus gehabt habe, wie sich später bei einem Alkoholtest herausgestellt hat. Aufgrund dieses Ereignisses wurde er dann für mehrere Wochen in eine Entzugsklinik eingewiesen. Dort aufgenommen machten sich aber bei ihm ziemliche heftige Entzugserscheinungen bemerkbar, weshalb Ärzte und Pfleger ihn sogar ans Bett hätten fesseln müssen. Mit einem reuevollen Blick und sehr ehrlichen Worten berichtete er den Schülern, sich wie in der Hölle gefühlt zu haben. Sogar den Tod als Person mit einer großen Urne in der Hand und einem schwarzen Mond über seinem Kopf hätte er gesehen. Die Jugendlichen hörten den beiden Referenten aufmerksam zu und waren zum Ende der Vorträge sichtlich beeindruckt und teils schockiert. Die Folgen, die ein exzessiver Alkoholkonsum mit sich bringt, konnten sich die Schüler zuvor kaum oder nur spärlich ausmalen. In einer Umfrage zu Beginn der Diskussion hatten einige Jugendliche angegeben, auf Partys oder anderen Veranstaltungen schon einmal Alkohol konsumiert zu haben, und zwar in solchen Mengen, dass ein sogenannter „Filmriss“ eingetreten sei. Zum Ende der Vorträge appellierten die Referenten an die Teenager, den eigenen Alkoholkonsum sehr genau zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen. Ein Entkommen aus der Alkoholsucht ist zwar möglich, aber immer mit vielen Hürden und persönlichen Konsequenzen verbunden. Die Zuhörer waren von den starken und sehr ehrlichen Worten der Redner sichtlich beeindruckt und sprachlos.
Auch die Schüler der Klasse 10b berichteten von Ihren Eindrücken und persönlichen Meinungen zu diesem Tag:
Eine Schülerin erzählte, dass die Veranstaltung zwar sehr hohe Konzentration erforderte, aber dennoch sehr interessant und zum Teil auch schockierend war. Ein anderer Jugendlicher berichtete, dass vor allem die Hausführung im Jugend- und Kulturzentrum ihm sehr gut gefallen hat. Ihm gefielen die Vielzahl an Freizeitangeboten und die guten Möglichkeiten mit vielen anderen „Gleichaltrigen“ Kontakt zu knüpfen. Einer weiteren Stimme zu folge, waren die Gespräche mit den beiden trockenen Alkoholikern ein sehr prägendes Erlebnis, noch nie habe sie einen so direkten Kontakt zum Thema Suchtkrankheit erlebt. Eine andere Schülerin empfand die Veranstaltung als eine sehr konstruktive Maßnahme um das Klassenklima zu verbessern und das Zusammenleben in der Klassengemeinschaft zu stärken. Als Fazit der Klasse 10b könnte man sagen: Tolle Veranstaltung, die nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken anregte. Die geringen Kritikpunkte an der Veranstaltung fallen eigentlich kaum beziehungsweise nur minimal ins Gewicht. Vielmehr nahmen fast alle Beteiligten einen positiven Gesamteindruck mit nach Hause.
Anders als die Klassen 10a und 10b beschäftigte sich die Schüler der Einführungsklasse 10c nicht mit Problemen in unserer Gesellschaft, sondern mit den Themen Selfmanagement, Berufsorientierung und ihren persönlichen Zukunftsaussichten. Vormittags fanden neben einiger Spiele zur Stärkung der Gemeinschaft auch mehrere Vorträge von Schülern aus der Q11 auf dem Plan. Es wurden Fragen der Schüler aus der Einführungsklasse bezüglich ihres weiteren schulischen Werdeganges bearbeitet. Die Kernaussage der Referenten, die Schüler in ihrem Weg zu bestärken und auch mal einen Rückschlag zu verarbeiten, erreichte alle Jugendliche. Im Anschluss berichteten zwei Mitarbeiter der Firma Rauschert von den verschiedenen Möglichkeiten zur Ausbildung beziehungsweise dem dualen Studium in ihrem Unternehmen. Persönliche Erfahrungen und Eindrücke aus ihrem Berufsleben wurden sehr anschaulich und ausführlich erzählt.
Das sorgte bei den Schülern nicht nur für mehr thematische Nähe zu den beiden Mitarbeitern, sondern auch für viel Zuversicht und Optimismus, da Fehler nicht sofort das Aus bedeuten müssen. Für ihren weiteren schulischen Weg erhielt die Klasse zusätzlich Tipps und Strategien für eine bessere Methodenkompetenz. Beispielsweise helfe es, sich Notizen zu schwierigen Themen zu machen und diese an Orten aufzuhängen, an denen man oft vorbeikäme, erläuterte einer der beiden Referenten. Dies solle vor allem beim Lernen und Erschließen neuer Inhalte helfen und wirke besonders gut beim Erlernen von Fremdsprachen. Eine sehr bewährte Methode, wie die meisten Jugendlichen bestätigten.
Auch die Klasse 10c hat ihre Stimmen zum Besinnungstag 2021/22 zusammengetragen. Einer Schülerin gefielen vor allem die Teamaufgaben, weil Zusammenarbeit und Austausch mit Mitschülern im Vordergrund gestanden seien.
Allerdings sei ihrer Meinung nach dem Vortrag nur bedingt interessant gewesen und hätte kürzer gehalten werden sollen. Einer anderen Stimme zu folge, sei der Vortrag der beiden Mitarbeiter zu langatmig gewesen, aber dafür der Austausch mit den Schülern aus der Q11 wiederum sehr spannend und witzig. Ein weiterer Schüler berichtet, dass ihm vor allem durch die zuvor geschriebenen Lernstandserhebungen ein wenig Zuversicht für den weiteren Weg fehlten, er nun aber durch die Motivation der Referenten aus der Q11 wieder weitermachen und sein Abitur erreichen will. Eine durchwegs positive Reaktion bekamen die Vorträge der Q11-Schüler. Die Aussagen waren authentisch, ehrlich und mit vielen persönlichen Worten ausgestaltet. Die Jugendlichen fühlten sich im Großen und Ganzen angesprochen und vor allem verstanden.
Ein einmaliger und geplanter Tag im gesamten Schuljahr kann natürlich nicht alles verändern oder gar verbessern, dennoch ergab sich an diesem Tag die Möglichkeit seine Mitschüler*innen auch einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Um noch einmal auf das Anfangszitat zurückzukommen, schließt dieser Artikel mit dem Fazit:
Eine Gemeinschaft ist nur so stark wie sein schwächstes Mitglied. Jeder muss die Chance zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung erhalten und soll auf die Unterstützung seiner Mitmenschen bauen können. Gleichzeitig liegt die Verantwortung, sein Leben in die gewünschten Bahnen zu bringen, bei jedem Einzelnen selbst. Dieses Gleichgewicht zu finden und auszuleben ist wohl die größte Herausforderung, der die Jugendlichen in diesem Alter gegenüberstehen.
Der Besinnungstag 2021 war definitiv eine gelungene Veranstaltung mit viel Potenzial und Wirksamkeit für das gemeinsame Miteinander.