
von Josua Kretzek, 9C
Am Mittwoch, den 19. März 2025, besuchten die 9. Klassen gemeinsam mit ihren Religions- und Geschichtslehrkräften die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar. Treffpunkt war um 7:40 Uhr der Parkplatz am ehemaligen Hagebaumarkt, von wo aus die etwa zweistündige Busfahrt nach Weimar begann.
Nach der Ankunft in Buchenwald, die über die sogenannte „Blutstraße“ führte, begann unser Besuch im Kino der Gedenkstätte. Dort sahen wir einen Film mit historischen Originalaufnahmen und eindrucksvollen Berichten von Überlebenden. Anschließend erhielt jede Klasse eine eigene Führung. Unser Guide empfing uns zunächst in einem ehemaligen SS-Gebäude, wo er uns anhand authentischer Fotografien Einblicke in den Lageralltag gab und uns einen ersten Überblick über das Gelände verschaffte.
Dann begann der Rundgang durch das Lagergelände. Wir sahen zunächst den SS-Hundezwinger und einen riesigen Generator, der einst den Stacheldrahtzaun mit Starkstrom versorgte. Danach erreichten wir das wohl bekannteste Symbol des Lagers: das eiserne Lagertor. Als wir es durchschritten und auf dem Appellplatz standen, war die bedrückende Atmosphäre kaum in Worte zu fassen. Der Gedanke, dass hier vor rund 80 Jahren Menschen wie wir unter unmenschlichsten Bedingungen leiden und sterben mussten, war kaum begreiflich.
Nach einem stillen Moment an einem Gedenkstein betraten wir die ehemalige Häftlingsküche. Dort betrachteten wir ein detailliertes Modell des gesamten Lagers, das uns half, die Dimensionen dieses Ortes besser zu erfassen. Anschließend führte uns unser Guide zu einem weiteren bedrückenden Ort: dem ehemaligen Zoo der SS, der sich außerhalb des Lagerzauns direkt gegenüber dem Krematorium befand. Der Kontrast war erschütternd – während auf der einen Seite Menschen unter grausamsten Bedingungen starben, vergnügten sich nur wenige Meter entfernt SS-Familien mit ihren Kindern beim Tiergehege.
Nun gelangten wir zu dem wohl schrecklichsten Bereich des Lagers: der Pathologie und dem Krematorium. In den Sezierräumen wurden den ermordeten Häftlingen unter anderem Goldzähne entfernt. Die extra für das Lager errichteten Öfen dienten nicht nur der Verbrennung einzelner Leichen – vielmehr wurden mehrere Tote gleichzeitig verbrannt, um „effizienter“ zu arbeiten. Ihre Asche wurde wie Müll in der Umgebung entsorgt – ein zutiefst würdeloser Umgang mit menschlichen Überresten. Zum Schluss betraten wir einen Nachbau der sogenannten Genickschussanlage, die eindrücklich zeigte, wie Opfer heimtückisch und völlig ahnungslos ermordet wurden.
Nachdem wir dem Guide noch einige Fragen stellen konnten, hatten wir die Möglichkeit, das Gelände auf eigene Faust zu erkunden. Viele von uns besuchten das Museum im ehemaligen Kammergebäude. Besonders bewegend waren dort persönliche Gegenstände ehemaliger Häftlinge – wie Brillen oder Kleidungsstücke – die häufig mit Namen, Fotos und den Lebensgeschichten der Opfer verbunden waren. Diese Einzelschicksale gingen besonders unter die Haut.
Gegen 15 Uhr traten wir die Rückfahrt nach Kronach an. Als wir um 17:30 Uhr wieder ankamen, war es für viele schwer, das Erlebte in Worte zu fassen oder sofort zu verarbeiten. In den darauffolgenden Stunden bekamen wir die Gelegenheit, über unsere Eindrücke zu sprechen und das Gesehene gemeinsam zu reflektieren.
Der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald, 80 Jahre nach der Befreiung des Lagers im Jahr 1945, war für uns alle ein tief bewegendes und wichtiges Erlebnis. Er hat uns geholfen, die menschenverachtende Ideologie und grausame Realität der NS-Zeit besser zu begreifen – und vor allem: niemals zu vergessen.
Peter Fleck