Abiturienten des KZG setzten sich in Seminaren thematisch mit der Region Kronach auseinander. Die beiden besonders gelungenen Arbeiten von Hanna Lipfert und Johannes Lanzloth wurden in den „Schriften zur Landes- und Heimatkunde“ veröffentlicht und am Dienstag der Kreisbibliothek übergeben. Die Publikationsreihe feiert heuer 25-jähriges Jubiläum.
Kronach- „Warum steigen Landwirte von der konventionellen auf die biologische Landwirtschaft um?“ sowie „Widerstand im Dritten Reich am Beispiel des Schicksals von Matthias Kaiser (1921 – 1944) aus Kronach“ – Mit diesen beiden interessanten heimatlichen Themen beschäftigten sich Hanna Lipfert aus Steinbach an der Haide und Johannes Lanzloth aus Küps in ihren Seminararbeiten. Diese waren von den beiden Abiturienten des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums so sorgfältig recherchiert und ausgearbeitet worden, dass sie es in die „Schriften zur Landes- und Heimatkunde“ schafften. Den nunmehr 27. Band dieser Reihe überreichten nunmehr die stolzen jungen Autoren an Madeleine Diezel, Leiterin der Kreisbibliothek Kronach, wo er – ebenso wie am Gymnasium – ausgeliehen werden kann.
In einer kurzen Zusammenfassung stellten die beiden 18-Jährigen ihre jeweils knapp 30-seitigen Arbeiten vor. Hanna Lipfert interessiert sich sehr für die Thematik, zumal sie hierfür in ihrem Heimatort mit einem Landwirt, der auf biologische Landwirtschaft umgestiegen war, den optimalen Interviewpartner hatte. So konnte sie dann auch Live-Einblicke vor Ort sammeln. Die Steinbacherin beginnt demnächst in Freising eine Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin. Im Anschluss möchte sie voraussichtlich Landschaftsarchitektur studieren. Des Schicksals von Matthias Kaiser nahm sich Johannes Lanzloth an – gerade auch, da sich dessen Todestag zum 75. Mal jährte. Der junge Kronacher, der zur Wehrmacht eingezogen wurde, war von den Nazis wegen seiner christlichen Einstellung im September 1944 zum Tod verurteilt und hingerichtet worden. „Obwohl es sich ja bei ihm um einen Kronacher handelt, ist eigentlich im Landkreis nicht viel über ihn bekannt“, bedauert der Küpser. Mit seiner Schrift habe er dies ändern und auch einen Beitrag dazu leisten wollen, dass dessen Schicksal nicht in Vergessenheit gerät. Auch der Abiturient, der beruflich noch für mehrere Richtungen offen ist, betrieb jede Menge Forschungsarbeit. Wie beide einräumten, seien dann gerade auch die Nachforschungen sehr zeit- und arbeitsaufwändig gewesen. Ihre Schriften verfassten sie über mehrere Monate in Etappen, wobei es auch den einen oder anderen Durchhänger gegeben habe. Das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen, sodass es ihre Arbeiten völlig verdient in die wissenschaftliche – vom Abiturjahrgang 1995 des KZG eröffnete – Publikationsreihe schafften.
Entstanden war diese auf Initiative des nunmehrigen Schulleiters des Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums Kulmbach, Horst Pfadenhauer, der damals am KZG unterrichtete. Betreut wird das Projekt mittlerweile von der Fachbetreuerin Geschichte, Verena Zeuß, der die Reihe ebenfalls sehr am Herzen liegt. Dabei werden besondere Abhandlungen zu regionalen Themen in Sammelbänden zusammengefasst, um den Abiturienten die Möglichkeit zu eröffnen, ihre sehr gelungenen W-Seminararbeiten einem breiteren Lesepublikum zur Verfügung zu stellen und erstmals eigenes, wissenschaftliches Schriftgut zu veröffentlichen.
„Solche hervorragenden Seminararbeiten, die sich mit dem Landkreis Kronach beschäftigen, dürfen nicht irgendwo verstauben“, stellte Verena Zeuß die Bedeutung dieser Regionalforschung junger Leute heraus. Dem konnte sich Direktorin Renate Leive nur anschließen. Darüber hinaus brauche es aber insbesondere auch Lehrer, die sich hinter das Projekt klemmten. Ihr Dank galt in diesem Zusammenhang dem Initiator Horst Pfadenhauer sowie nunmehr Verena Zeuß für deren großes Engagement. Die Schriften – zugleich ein Zeichen für Heimatverbundenheit – behandelten stets höchst interessante lokale Themen, die sonst vielleicht im Landkreis gar nicht so sehr im Fokus ständen. „Ihr leistet einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag. Wir sind stolz auf euch“, bekundete sie. Dankbar zeigte sie sich auch der neuen Bibliotheksleiterin für die Fortführung der Kooperation.
„Das sind sehr interessante, aktuelle Themen“, würdigte dann auch Madeleine Diezel, die auf den lokalen Sammelauftrag jeder öffentlichen Bibliothek verwies – sozusagen von der Jubiläums-Festschrift einer Feuerwehr bis zu diesen Schriften. Der neue 27. Band steht ab sofort im Regal der Bibliothek; wird aber auch online suchbar sein. Die tiefgründigen Schriften finden durchaus eine interessierte Leserschaft, verdeutlichte sie. Die Abiturienten dürften stolz darauf sein, etwas Bleibendes geschaffen zu haben. Dem konnte sich der Seminarleiter Dr. Konstantin Pratelidis (Geschichte) auch namens seines Kollegens Thomas Umbreit (Geographie), der leider nicht anwesend sein konnte, nur anschließen.
Als Zeichen ihrer Anerkennung bedachte Verena Zeuß die beiden Autoren mit einem Blumengruß sowie einer KZG-Tasse. Die Arbeit von Johannes Lanzloth wird zusätzlich beim Wettbewerb des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde eingereicht, bei dem bereits in der Vergangenheit Teilnehmer des KZG des Öfteren unter den Preisträgern waren. hs
W-Seminare: Ein Wissenschaftspropädeutisches Seminar ist ein Seminar in der gymnasialen Oberstufe in Bayern, das jeder Schüler in der 11. und 12. Klasse belegen muss. Es ist einem bestimmten Fachgebiet zugeordnet und behandelt ein festgelegtes Rahmenthema. Jeder Schüler muss innerhalb dieses Rahmenthemas eine umfassende Seminararbeit erstellen. hs
Bild: Hanna Lipfert und Johannes Lanzloth freuen sich, dass es ihre Seminararbeiten in die Reihe „Schriften zur Landes- und Heimatkunde“ geschafft haben. Der 27. Band kann in der Kreisbibliothek und im Kaspar-Zeuß-Gymnasium ausgeliehen werden.