Als Schülerin oder Schüler kommen wir während unserer Schullaufbahn nicht mehr daran vorbei: Referate halten, vor mehreren Menschen sprechen, mündliche Schulaufgaben ablegen und so weiter. Auch nach dem Abschluss gehört das freie Sprechen vor Menschen zu den Schlüsselqualifikationen, die im Berufsleben verlangt werden.
Trotzdem pflastern Probleme wie Lampenfieber, Schulangst oder reine Panik vor einem Vortrag den Weg vieler Jugendlicher. Deswegen besuchten 13 wissbegierige und interessierte Schülerinnen der 10. und 11. Klasse vom 28. bis 30. April in Begleitung von OStR Peter Fleck das Rhetorikseminar auf Kloster Banz.
Am Dienstag brach unsere kleine „Mädels – Gruppe“ (plus Herr Fleck) mit dem Zug auf nach Bad Staffelstein auf, um dort vom Bahnhof mit dem Taxi zum Kloster hinaufkutschiert zu werden. Nachdem wir Kloster Banz von außen bestaunt hatten, ging es weiter mit einer Führung durch das riesige Gebäude der Hanns-Seidel-Stiftung. Nach einem Labyrinth von unterirdischen Gängen, breiten Treppen und hübsch gestalteten Räumen, bezogen alle ihre Zimmer. Daraufhin lockte uns der köstliche Duft des Mittagessens in Richtung Speisesaal und als alle wieder gestärkt waren, ging es schon weiter zum Seminarraum. Dort wurden wir herzlich von unserer Referentin Dr. Cornelia Wolfgruber empfangen, die uns in den nächsten Tagen die Kunst des freien Sprechens näherbringen würde.
Zu Anfang stellte sich jede knapp vor und schilderte, was sie sich von diesem Seminar erhoffte. Dann ging es gleich richtig los mit der ersten Übung, die uns zeigen sollte, wie viele Informationen beim Reden verloren gehen. Die Aufgabe war nicht nur lehrreich, sondern brach auch das letzte Eis zwischen den Teilnehmerinnen und wir mussten nicht selten herzhaft lachen. Frau Dr. Wolfgruber erklärte uns in diesem Zusammenhang, wie wichtig das äußerliche Auftreten sei und warum letztendlich so wenig vom Gesprochenen bei den Zuhörern hängen bliebe, wenn wir Gestik und Mimik nicht ausreichend eingesetzt werden.
Jetzt wurde es richtig ernst und wir mussten unsere erste Stegreifrede halten, die wir mithilfe der technischen Ausstattung des Sprachlabors mit Kameras und Aufnahmegeräten analysieren und individuell besprechen konnten. Dies kostete zwar etwas Überwindung, war aber sehr hilfreich und besonders das Feedback aller Beteiligten schenkte Selbstbewusstsein und Mut.
In den nächsten Tagen beschäftigten wir uns mit dem Thema unserer vorbereiteten Rede, das lautete: Präsensunterricht vs. Homeschooling. Wir lernten, wie wir unsere Meinung am besten an den Zuhörer weitergeben können, wie man richtig argumentiert und wie man eine Rede gut strukturiert und spannend gestalten kann. Frau Dr. Wolfgruber informierte uns über die effektivsten Einstiegstechniken und lehrte uns das „Tell-a-story“ – Prinzip, das den Hauptteil unserer Rede bilden sollte. Dabei geht es darum, das Publikum durch eine persönliche Anekdote auf einer emotionalen Ebene zu erreichen und seine Aufmerksamkeit durch Lebensnähe zu gewinnen.
Somit konnten wir schließlich souverän und selbstbewusst unseren Vortrag halten und jeder erntete großes Lob von unserer Seminarleiterin. Für besonderes Erstaunen sorgte, dass Herrn Fleck unerwartet aufstand und plötzlich das Thema geschickt und humorvoll aus Sicht der Lehrerschaft beleuchtete.
Über das Seminar hinaus waren auch die gemeinsamen Gespräche und Diskussionen am Essenstisch für mich ein Highlight, während denen wir unsere Referentin als vielseitig interessierte, intelligente und äußerst liebenswürdige Frau erleben durften, die uns praktische Tipps mitgeben konnte.
Kurz gesagt, wir amüsierten uns köstlich über diese drei Tage und lernten fürs Leben. Persönlich kann ich nur sagen, dass es eine wundervolle Zeit war, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Unsere besondere Verbundenheit gilt der Hanns-Seidel-Stiftung und Herrn Fleck, wegen deren Organisation und Hilfe wir diese außergewöhnliche Erfahrung haben machen können.
Franca Bittruf