Viele Schülerinnen und Schüler der Q11 waren am vergangenen Mittwoch betroffen und sprachlos, nachdem zwei Frauen über Flucht und Flüchtlingspolitik berichteten. Elshaday Haile aus Eritrea hat hautnah miterleben müssen, was es heißt, in einem Land der Unterdrückung und Diktatur zu leben und sich auf den langen Weg nach Deutschland zu machen. Birgit Mair von der Vollmar-Akademie steuerte wichtige Zahlen und Informationen zum Hintergrund bei.
Geboren in Äthiopien wurde Elshaday als Kind nach Eritrea vertrieben. Als Jugendliche ging sie von dort für vier Jahre nach Saudi Arabien und arbeitete als Lehrerin. Ihre Mutter und ihr Sohn waren zu diesem Zeitpunkt wieder zurück in Eritrea. Doch damit der Sohn nicht allein nach Äthiopien zurück musste, gab ihre Mutter ihren Enkel als eigenen Sohn aus. Damit galt er aber bei den Behörden als Elshadays Bruder und nicht als ihr Kind. Deshalb drohte ihr auch Militärdienst, als sie nach Eritrea zurückkehrte. Anhand verschiedener Bilder verdeutlichte sie den Schülerinnen und Schülern, was Militärdienst in dieser Diktatur bedeutet. Sie spricht von Folter, von Versklavung, von Arbeitsdiensten – und zwar auf unbestimmte Zeit. Um diesem Militärdienst zu entkommen, flieht Elshaday schon 2002 und macht sich auf den Weg nach Deutschland. Vorher war sie in einem Gefängnis inhaftiert. Über die Flucht durch den afrikanischen Kontinent erzählt sie Grausames. Wer das Geld für Schlepper nicht aufbringen kann, zahlt manchmal auch mit Organen. „Dann gibst du deine Niere, ohne Betäubung unter viel Schmerzen. Vielleicht stirbst du daran!“
Anfangs fühlte sie sich in Deutschland nicht willkommen und spricht von Problemen im neuen Land. Birgit Mair verleiht dieser Schilderung Nachdruck, als sie Zahlen über rechtsextreme Anschläge und Übergriffe in den vergangenen Jahren auf Flüchtlingsunterkünfte und Asylbewerber liefert. Auch ihr Sohn wurde von mutmaßlichen Neonazis in Nürnberg zusammengeschlagen, so dass sogar sein Kiefer gebrochen war. Was Elshaday allerdings als großen Gewinn herausstellt, ist die Meinungsfreiheit in Deutschland. „Ich kann Fragen und an Türen klopfen, warum ich nicht hierbleiben kann“, sagt sie, „mein Mund ist nicht zu!“ Obwohl es dennoch Gründe über Beschwerden gibt, stellt sie fest, dass „das Leben als Mensch hier viel besser“ ist, „denn deine Meinung äußern zu können, ist das beste im Leben“!
Trotz eines anfänglichen Arbeitsverbots arbeitet sie, seit sie in Zirndorf angekommen ist. Anfangs lebte sie von 40 Euro im Monat und es dauerte elf Jahre, bis sie als Flüchtling in Deutschland nach ihrer illegalen Einreise anerkannt wurde. Heute hat sie einen deutschen Pass, dennoch plädiert sie für eine andere Sichtweise: „Meine Nationalität ist Mensch!“
Die Schülerinnen und Schüler der Q11, die zu diesem Vortrag im Rahmen des Sozialkundeunterrichts eingeladen waren, sind erstaunt. „Dass diese Frau überhaupt darüber reden kann!“ verwundert manche. Außerdem merken sie, wie selbstverständlich sie oftmals die freie Meinungsäußerung in Deutschland hinnehmen. Die allerdings wird von Elshaday Haile immer wieder betont.