Warum einen Hund in der Schule?

Konrad Lorenz hat einmal gesagt, „Wenige Dinge geben mir ein solch tröstliches Gefühl von Vertrauen, wie die Treue eines Hundes.“

„Und er hat Recht“, sagt die Schulhundeführerin Anna Jungkunz mit einem Lächeln. Seit August 2023 ist ihr Magyar Vizsla Rüde Olaf ein Teil ihrer Familie. „Von Beginn an waren wir fester Bestandteil einer Hundeschule und arbeiteten gemeinsam an unserem Ziel, ein geprüftes Schulhunde-Team zu werden“, erzählt Anna Jungkunz stolz.

Um offiziell als Schulhunde-Team agieren zu dürfen, müssen sowohl eine theoretische als auch eine praktische Prüfung absolviert werden. „Zudem war ich verpflichtet, neben einem Elternbrief auch ein vollständiges Konzept zu erarbeiten, dass neben der hundegestützten Pädagogik auch einen Hygieneplan, Regelungen und aktuelle Informationen rund um den Hund beinhaltet.

Frau Anna Jungkunz arbeitet am Kaspar-Zeuß-Gymnasium in Kronach und ist neben der Tätigkeit als Mathematiklehrerin auch die zuständige Schulpsychologin. „Mein Traum war es jahrelang, einen eigenen Hund zu haben. Auch die bei uns eher noch seltene Hunderasse Magyar Vizsla war von Beginn an mein Wunsch.“ Sie erzählt voller Begeisterung, wie sie anfing, Bücher über die Hunderasse zu lesen und sich mit der Thematik Hundehaltung auseinanderzusetzen. „So kam eins zum anderen“, schmunzelt Anna Jungkunz. Da der Beruf als Schulpsychologin und Lehrerin sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, schien die Anschaffung eines Hundes unmöglich zu sein. „Bis ich von Kolleginnen und Kollegen mit der Thematik „Schulhund“ in Berührung kam. „Nachdem mit meiner Familie Alles geklärt war, sprach ich mit meiner Chefin, die sofort das Vorhaben befürwortete und mir sozusagen „grünes Licht“ gab und so begann eine neue Reise“, schließt Frau Anna Jungkunz.

„Bereits in dieser kurzen Zeit gab es mehrere Gänsehautmomente, sowohl im Rahmen meiner Tätigkeit als Schulpsychologin, als auch in der Rolle der Lehrerin. Dies bestätigte mich umso mehr, wie wertvoll ein Hund in der Schule sein kann“, führt Frau Anna Jungkunz fort. Nach einem anstrengenden und bisweilen nervenaufreibenden Jahr absolvierten die Hundeführerin Anna Jungkunz erfolgreich die theoretische Prüfung und zusammen mit ihrem Hund Olaf im Sommer 2024 in München schließlich die praktische Prüfung und dürfen sich nun offiziell Schulhunde-Team nennen. „Natürlich sind wir nicht fertig“, lacht Anna Jungkunz, „wir haben noch „etliche“ Baustellen, da mein kleiner Lauser doch ein recht stures Exemplar eines Vizslas darstellt. Wir arbeiten weiterhin kontinuierlich an einem entspannten Miteinander zwischen Mensch und Hund.“

 

Was können Kinder bei der Arbeit mit Hunden lernen?

Zunächst ist die hundegestützte Pädagogik ein Teil der tiergestützten Pädagogik, bei der Tiere in den psychologischen oder medizinischen Bereichen eingesetzt werden. Beispiele sind dafür das Schwimmen mit Delfinen oder auch der Besuch von verschiedenen Tieren (Kaninchen, Hunde und Katzen) in Alters- und Pflegeheimen. Die hundegestützte Pädagogik meint den Einsatz von speziell ausgebildeten Hunden im Unterricht, um die Lernatmosphäre, das Sozialverhalten und den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Die für den Hundeeinsatz ausgebildete Lehrperson bzw. der/die Hundeführerin des Besuchshundes nutzt im Rahmen eines pädagogischen Grundkonzepts Chancen im Lernprozess, die durch die positive Wirkung des Tieres entstehen. Bereits früh in der Entwicklung zeigen Kinder großes Interesse an Tieren. Das kann als Beleg dafür gelten, dass ein beinahe instinktives Interesse an der lebenden Natur zum Wesen des Menschen gehört. Es ist mittlerweile wissenschaftlich belegt, dass es Menschen in Anwesenheit von Tieren, besonders von Hunden, leichter fällt, zu anderen Menschen vertrauensvoll Kontakt aufzunehmen und dass sozialer Stress beim Menschen durch die Beschäftigung mit Tieren signifikant gedämpft wird. Hunde können sich bei einem umsichtigen Einsatz auch im Unterricht in mehrfacher Weise positiv auswirken, z.B. auf

  • das soziale Klima in der Klasse
  • die Schulzufriedenheit von Schülerinnen und Schülern und Lehrenden
  • die Empathiefähigkeit und das Aggressionsverhalten bei Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen
  • den Stresspegel in verunsichernden Situationen
  • den allgemeinen Wissenserwerb für den Umgang mit Hunden/Tieren.

Gerade Kinder, denen es aufgrund traumatischer Erlebnisse in der eigenen Familie schwerfällt, anderen Menschen zu vertrauen, profitieren in Stresssituationen eher von der Präsenz eines Hundes als von der Unterstützung eines freundlichen Menschen. Messungen des Stresshormons Kortisol bei Kindern belegen dies. Die positive Auswirkung von Hunden auf die Schülerinnen und Schüler im Unterricht kann bisher nur teilweise theoretisch erklärt werden. Es wird jedoch angenommen, dass Hunde dazu beitragen, eine sichere, angstfreie Atmosphäre im pädagogischen Setting sowie eine vertrauensvolle Schüler-Lehrer-Beziehung einfacher und schneller herzustellen. Beides sind wichtige Voraussetzungen für gelingendes Lernen. Bereits die Anwesenheit eines Hundes in einem Raum wirkt bei uns Menschen motivierend und entspannend. Entspannung und Ruhe sind wichtige Grundlagen für Erwachsene und Kinder für eine gelingende Lernatmosphäre. Hundegestützte Pädagogik fördert Konzentration und Ausdauer sowie die Bereitschaft, Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu akzeptieren. Kinder lernen Verantwortungsbewusstsein, werden empathischer und sozial kompetenter. Der Hund bietet dem Kind zudem die Möglichkeit, einmal die Führung zu übernehmen und positiv im Vordergrund zu stehen. Dies kann ein sehr wohltuendes Erlebnis sein und steigert das Selbstwertgefühl der Kinder. Hundegestützte Pädagogik ist sinnvoll, wenn es darum geht, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

 

Anna Jungkunz